Ausstellung "7000 Jahre Landwirtschaft"
Die Ausstellung „7000 Jahre
Entwicklungsgeschichte der Landwirtschaft" möchte dem
Besucher die revolutionäre Veränderung der Menschheit
vom ruhelosen Jäger und Sammler zum sesshaften
Ackerbauern und Viehzüchter, durch schwerpunktmäßige
Präsentationen, darstellen. |
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Im Frühneolithikum ca. 4600 v. Chr. kamen die betreffenden Anstöße zur Kultivierung von Einkorn, Emmer und Gerste, sowie einigen Hülsen- u. Ölfrüchten aus dem vorderen Orient. Ebenso gelangte in dieser Zeit die Domestikation von Schaf, Ziege, Rind und letztens des Pferdes. Durch solche Nahrungssicherung und damit Vorratswirtschaft kam es in der folgenden Zeit zu einem raschen Bevölkerungszuwachs und damit Gründung erster Siedlungen mit festen Hausformen.
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Auch die Kenntnisse des Töpferns
zählten zu diesen Errungenschaften des frühen
bäuerlichen Lebens. Nachfolgende Kulturen innerhalb
der Jungsteinzeit veränderten immer wieder die
Lebensweise und Traditionen der Menschen. Es
bildeten sich Schwerpunkte in der Bearbeitung von
Keramik, der Erstellung von Werkzeuge, sowie der
Bestattung ihrer Toten. |
Eine entscheidende Veränderung trat etwa 1800 v. Chr. mit der ersten Verwendung eines Metalls, nämlich der Bronze ein. Nun konnten Werkzeuge, Stoß und Wurflanzen, auch fein bearbeiteter Trachtenschmuck aus einem Kupfer/ Zinngemisch hergestellt werden. Besonders aber mit Übernahme und Verwendung der Eisentechnologie ergaben sich für die Landwirtschaft neue Möglichkeiten. Ackergeräte wie der Wendepflug mit Eisenschar, Egge, Sichel und Sense erleichterten nicht nur die tägliche Arbeit, sondern ergaben auch eine höhere Arbeitsleistung. |
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In Verbindung mit wachsenden Kenntnissen aus
Züchtung, Bodenkunde und Chemie, sowie politischer und
wirtschaftlicher Reformen nahm die Landwirtschaft einen immer
höheren Stellenwert in der Gesellschaft an.
Anhand von zahlreichen Exponaten lässt sich die beschriebene
Entwicklung der Landwirtschaft nachvollziehen. Dem Besucher
werden außerdem regionale Besonderheiten in dieser
Entwicklungsgeschichte aufgezeigt. In Vorbereitung befindet sich
die Erweiterung der Ausstellung, zukünftig soll auch die
Geschichte der Landwirtschaft in der ehemaligen Deutschen
Demokratischen Republik in die Ausstellung einbezogen werden.
Hierfür ist ein separater Raum mit Schautafeln und historischen
Dokumenten (z.B. Bodenreform) vorgesehen.
Zeitliche Übersicht - 7000 Jahre Geschichte der Landwirtschaft
5000 v. Chr. - Frühneolithikum (Bandkeramiker)
Wandlung der Menschen von Sammler und Jägern zur Sesshaftigkeit
und Beginn der bäuerlichen Wirtschaftsweise, zunächst nur auf
fruchtbaren Lössboden. Feste Hausformen entwickeln sich in
Pfostenbauweise zu Langhäuser bis zu 30m Länge + 6m Breite,
allerdings ohne Viehaufstallung.
Die Lebenserwartung der Menschen beträgt ca. 30 Jahre. Als
Getreidearten werden Einkorn, Emmer und Gerste angebaut, an
Hülsenfrüchten die Erbse, an Ölfrüchten Lein und Mohn. Der Boden
wird mit Hilfe einer Breithacke (Dechsel) bearbeitet.
Zur Viehhaltung werden das Schaf und die Ziege aus Süd-West
Asien, sowie Hausrinder und Schweine aus den heimischen
Wildarten domestiziert. Um 2300 v. Chr. wird erstmals der
Räder-Wagen verwendet. 3300 bis ca. 2900 v. Chr. besteht die
Trichterbecherkultur mit ihren noch bis heute beeindruckenden
Großsteingräber (Hünengrab) als Kollektivgrabstelle.
1800 - 700 v. Chr. - Bronzezeit
Der Hakenpflug aus Holz wird zur Bodenlockerung verwendet. Es
werden allerdings nur leichte Böden nach einer Brandrodung
genutzt. Durch Verschlechterung des Klimas muss das Vieh nun in
schützende Gebäude untergebracht werden. Es entwickelt sich das
„dreischiffige Wohnstallhaus“. Die einzelnen Menschengruppen
(Stämme) beginnen entweder auf Ackerbau oder auf Viehzucht sich
auszurichten. Ihre Lebenserwartung beträgt im Schnitt 35 Jahre.
Haustiere sind weiterhin Schafe, Ziegen, Schweine und Rinder.
Das Pferd dient in erster Linie als Reittier Das Ackerland ist
Gemeineigentum und wird jährlich neu verteilt. In der späten
Bronzezeit beginnt eine Ausweitung der Brandbestattung zu einer
Urnenfeldkultur bis 500 nach Chr. .
ab 700 v. Chr. - Eisenzeit
Die Streusiedlungen werden zugunsten von umzäunten Dorfanlagen
mit dreischiffigen Hallenhäuser aufgegeben. Durch Verwendung des
Wendepfluges, ab 8. Jahrhundert n. Chr., mit Streichbrett, einer
Spitze aus Eisen ( gewonnen aus Raseneisenerz ), sowie der Egge
und Holzwalze, expandiert der Ackerbau. Als Zugtiere dienen
Rinder mit hölzernem Doppeljoch, später erfolgt eine
Pferdeanspannung. Erstes Auftreten von Geflügel wie Huhn, Ente
und Gans. Beginn der Dreifelderwirtschaft ( Winterung /
Sommerung / Brache ) allerdings in einer „Langstreifenflur“ ohne
eigenen Wegeanschluss und damit einer nur gemeinschaftlichen
Fruchtfolge. Eine 6-köpfige Familie ernährt sich von 2,5 bis 4,5
ha Acker. Der Haferanbau ebenso der anspruchlose Roggenanbau
breiten sich 500 n. Chr. aus (1 Korn Saat ergibt 3 Körner
Ertrag). Zum Fladenbrot wird größtenteils die Gerste verwendet.
600 n. Chr.
Entstehen unter den Germanen die Goldbrakteaten als Bindeglied
zu den Göttern.
1000 bis 1300
In dieser Zeitspanne steigert sich erheblich das
Bevölkerungswachstum und damit auch der Getreidepreis. Es
beginnt die Intensivierung der Landwirtschaft, sowie Entwicklung
der Städte und eine Lockerung zum Grundherrn.
Die Einführung der Dreifelderwirtschaft, die Züchtung von neuen
Getreidesorten, sowie eine Mergelanwendung und organische
Düngung begünstigen die Anhebung der Felderträge. Ebenso kann
durch die Verwendung des Beetpfluges auf einem Radgestell mit
Pferdeanspannung und erster Hufbeschlag, sowie die Nutzung des
Dreschflegels, den Arbeitserfolg erheblich verbessern.
1300 bis 1525
Die Nahrungssicherung der Bevölkerung verschlechtert sich durch
Witterungseinbrüche, ausgelaugte Böden, Verbreitung der Pest und
zusätzliche bedrückende Abgaben an den Grundherrn.
Diese sind:
- Feldzehnt (Getreide, Obst, Gemüse )
- Blutzehnt (Haustiere)
- Grundzins (Pacht)
- Kopfsteuer ( Abgaben nach Anzahl der Familienmitglieder)
- Besthaupt ( das beste Stück Vieh im Todesfall des Bauern)
- Umlage im Kriegsfall
- Hand und Spanndienste für den Grundherrn
Durch diese abhängige Dienstbarkeit der Bauern zu ihrem
Grundherrn, kommt es in Süd-, West- und Ostdeutschland durch
große wirtschaftliche Not zu Bauernaufständen gegen die
Obrigkeit.
Die Forderungen sind:
- Obrigkeit und Herrschaft abzuschaffen (jeder Mensch wird frei
geboren)
- Die geistlichen Güter aufzuteilen Abgaben und Zinsen
aufzuheben Wasser, Weideland und Wald sollen Gemeineigentum
v/erden.
- Das Fisch und Jagdrecht bleibt kein Privileg des Adels.
1772
In diesem Zeitabschnitt tritt die Kartoffel mit der Hungersnot
nach dem 7-jährigen Krieg ihren Siegeszug an. In Preußen wird
die erste wissenschaffentliche Gesellschaft gegründet, um die
Kunst der Landwirtschaft zu fördern. Albrecht Thear
veröffentlicht Fachliteratur in der Landwirtschaftsgesellschaft
Celle. Die Getreidepreise steigen mit der Entwicklung der
Industrie, auch die Bauern werden durch das Zeitalter der
Aufklärung selbstbewusster und verlangen nun die
Gemeinheitsteilung (Allmende). Es wird der Kleeanbau in der
Dreifelderwirtschaft eingeführt und damit neben einem besseren
Futterangebot auch der Boden mit Stickstoff versorgt.
1800
Übergang der Dreifelderwirtschaft in die intensive Form der
„Fruchtwechselwirtschaft“, das heißt anstelle der Brache wird
eine Hackfrucht oder Ölfrucht angebaut. Erste Zuckerfabriken
beginnen ihre Produktion über die Rübe. Auf den nassen Böden
beginnen Meliorationsmaßnahmen. Durch die Reformpläne von
Hardenberg und v. Stein kommt es 1813 zunächst zur Ablösung des
seit dem 12. Jahrhundert bestehenden „Stiftszehnten“ durch die
jeweilige Gemeinde. Auch der „Erbzins“ von 1689, welcher in Form
von Hafer nach Celle gebracht werden musste, wird von den
Dörfern des „Großen Freien“ verworfen. Letztens tritt am 23.
Juli 1833 die Ablösungsverordnung von J.K.B. Stüve in Kraft.
Damit ist der bäuerliche Grund und Boden von Zinsen, Zehnten und
jeglichen grundherrlichen Lasten befreit. Ein weiterer großer
Durchbruch ergibt die „Generalteilung“ und „Verkuppelung“ 1851
bis 1864 in der Landwirtschaft. Die „Allmende“ wird privatisiert
und die „Langstreifenkultur“ (d.h. der Flurzwang) wird zu
Gunsten von großflächigen Ackerstücken mit direkter Zufahrt
abgelöst.
1855
Beginn der Verwendung von Kunstdünger in der Landwirtschaft
durch Justus v. Liebigs industrieller Salpetergewinnung.
1900
Beginnt durch den Zuschnitt großer Ackerstücke, eine
ausgeweitete maschinelle Arbeitserledigung (Flügelmäher,
Dreschmaschine usw.), sowie ein allgemeiner Einsatz von
preiswerten aus der Luft entwickelten Ammoniak-Düngern (durch
das Haber + Bosch-Verfahren).
Mit dem 1. Weltkrieg (1914-1918) wird jegliche
landwirtschaftliche Entwicklung unterbrochen. Während der
Inflation 1923 kommt es zu hohen Verschuldungen der Betriebe,
welche erst durch Notverordnungen 1931 (Finanzierungsaktion) und
späteren Entschuldungen 1933 gebessert werden.
Bis Ende des 2. Weltkrieges stagniert wiederum die Entwicklung
der Landwirtschaft und es wird allein der Schwerpunkt auf die
Ernährung der Menschen ausgerichtet. Mit dem Marschallplan 1947
und folgender Währungsreform im Juni 1948 verbessert sich die
Situation der Höfe.
1955 wird das „Landwirtschaftsgesetz“ erlassen. Damit tritt eine
Modernisierung und Steigerung der Erträge innerhalb der
bäuerlichen Betriebe in West-Deutschland ein. Durch gesicherte,
subventionierte Preisgarantien kommt es zu einer
Überschussproduktion.
Zum Ende des Jahrhunderts werden die Betriebe durch rückläufige
Erzeugerpreise, hohe Pachtflächenanteile, umfangreiches
Fremdkapital und Konsequenzen aus einer hohen umweltgerechten
Produktion, in starke ökonomische Zwänge versetzt.
Der Trend geht heute zu Betriebszusammenschlüssen, der
Nutzbarmachung von Marktlücken und einer Produktion von
nachwachsenden Roh- und Energie Stoffen. Auch kann in Zukunft
durch die anwachsende und anspruchvollere Weltbevölkerung mit
einem höheren Bedarf an Nahrungsgrundmitteln gerechnet werden.